Donnerstag, 26. April 2012


Welches Verständnis von Religion zeigen Faust und Gretchen im „Religionsgespräch“ in den V. 3415-3468? 

In Gretchens Alltag nimmt die Religion und ihr Praktizieren eine zentrale und elementare Rolle ein (z.B. V. 3422). Gretchen ist in einer sehr frommen Familie aufgewachsen und meint, ein inneres Verlangen nach Gott zu verspüren (V. 3425/6).
Faust hingegen fühlt sich Gott nicht so nahe wie Gretchen, jedoch misst er den (religiösen) Wertvorstellungen - wie zum Beispiel der Nächstenliebe - viel bei (V.3418-3420).
Meiner Meinung nach fällt es Faust aufgrund seines hohen Bildungsstandes so schwer, uneingeschränkt an Gott zu glauben. Er glaubt zwar an eine übergeordnete Kraft (V.3431 ff.), will sich jedoch nicht anmaßen, dieser Kraft einen Namen zu geben und meint darüberhinaus, dass die Namensgebung auch keine Rolle spiele. Entscheidend seien nur die Inhalte!
Gretchen bestätigt Faust in seinen Äußerungen indirekt, indem sie erwähnt, dass der Pastor Ähnliches in seinen Predigten sage. Trotzdem kann sie sich mit Fausts Ausführungen nicht anfreunden und betont, dass sie ihre Religion mit allem, was dazu gehöre nicht missen möchte (V. 3459 ff.).


 Wie beurteilen Sie die „Gretchenfrage“ in V. 3415?

Gretchen hat sich schon einige Male mit Faust getroffen, als sie sich endlich traut, ihm die für sie wichtige Frage zu stellen: "NUN SAG, WIE HAST DU'S MIT DER RELIGION?".  So will Gretchen ihren Liebhaber "auf Herz und Nieren testen", um herauszubekommen, auf wen sie sich einlässt. Aufgrund dieser elementaren Frage in Goethes "Faust" hat sich in der deutschen Sprache der Begriff der "Gretchenfrage" für Fragen,die auf den Kern von Sachverhalten abziehlen, eingebürgert.
Im Brockhaus findet man als Definition der Gretchenfrage folgende Antwort:
"Unangenehme, oft peinliche, aber für eine bestimmte Entscheidung wesentliche Frage, die in einer schwierigen Situation gestellt wird."


Mittwoch, 18. April 2012

Ist der Weg immer das Ziel?

Abgesehen von Fausts Ausdrucksweise erkenne ich in ihm viele Eigenschaften - wie beispielsweise Wissensdurst und das Streben nach Glück - die auch einen modernen Menschen im 21. Jahrhundert ausmachen. Faust hat erkannt, dass er mit seinem Leben und sich selbst nur zufrieden wäre, wenn er die vollkommene Weisheit erlangen würde (z.B. V.354 ff). Das Ziel der Erleuchtung ist natürlich kein kleines und somit ist es nicht verwundernswert, dass Faust von Depressionen und sogar Suizidgedanken gequält wird, da er sich der Erlangung seines Ziels nicht nahe sieht.
Einerseits muss man Faust seine Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit mit der er sein Ziel verfolgt hoch anrechnen, doch andererseits ist Faust auch fanatisch. Sein Perfektionismus treibt ihn fast in den Selbstmord und ich frage mich, warum Faust der Auffassung ist, dass der Tod ihn zu einem Weisen machen würde (z.B. V.480/1). Sicherlich existiert im Christentum die Vorstellung von einem Jenseits in dem man Gott nahe ist, jedoch macht Faust ansonsten keinen allzu religiösen Eindruck auf mich (z.B. V.765). Im Vergleich zu Gretchen ist er nicht so oft in der Kirche anzutreffen (z.B. V. 2621-2625, V. 3413 ff.), auch lässt sein moralisches Denken und Handeln nach der Einnahme des Zaubertranks zu wünschen übrig. Beispielsweise geht Faust die Liebesbeziehung zu Gretchen ein, ohne sich über mögliche Konsequenzen für sie zu sorgen und gegebenenfalls sein Verlangen zu unterdrücken (z.B. V. 3282 ff.). Noch viel frevelhafter ist, dass er gleich zweimal das sechste Gebot "Du sollst nicht töten!" bricht, indem er Gretchens Mutter und Bruder ermordet.
Wenn Faust sich nun als Ziel die vollkommene Weisheit setzt, dann finde ich nicht, dass man in diesem Fall sagen kann,dass der Weg das Ziel sei, denn wer außer Gott weiß schon wie man es zu Allwissenheit bringt?!  Faust hat es zwar durch seine diversen Studien (V. 354-361, 386-397) zu angefangener Weisheit (sapientia incohata) gebracht aber von vollkommener Weisheit (sapientia perfecta) hält er sich selbst noch weit entfernt, sonst wäre er wohl kaum so verzweifelt und rastlos danach auf der Suche.
Natürlich muss man Faust wieder zu Gute halten, dass er durch seine Studien sein Umfeld (Freunde, Schüler, Bekannte,...) bereichert und dass durch wissbegierige, gebildete Mensche wie ihn die Welt erst fortschrittlich wurde bzw. immernoch wird. Doch bei mir bleiben die Bedenken bestehen, dass man vollkommene Wisheit vielleicht nur ganz oder gar nicht erlangen kann (Vergl. ältere Stoa).

Faust und Gretchen sprechen sich aus

Faust: "Ach Gretchen, es tut mir unendlich leid! Was habe ich nur aus dem einst so unschuldigen Mädchen voller Ideale gemacht. Mich trifft die Schuld an deines Bruders und deiner Mutter Tod. Auch deinen sozialen Abstieg und deinen Wahn muss ich verantworten. Jetzt droht dir meinetwegen auch noch der Tod.
Wie egoistisch war ich nur, als ich mich meiner Triebe hingab!"
Gretchen: "Oh Vater im Himmel. Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe - wie im Himmel so auf Erden! Ich habe gesündigt, doch bin ich ach so jung. Habe Erbarmen!"
Faust: "Komm zu dir Gretchen! Ich bin's, Faust. Nimm dich zusammen und komm mit mir. Wir müssen stark sein, wenn wir den morgigen Tag noch erleben wollen."
Gretchen:"Oh Faust, jetzt erst erkenne ich dich. In deiner Anwesenheit bin ich schwach -nichts mehr als ein Sklave meiner Gefühle."
Faust:" Komm doch zur Vernunft und folge mir endlich! Ich war es, der dich in diese missliche Situation gebracht und deshalb ist es nun meine Pflicht, dich zu befreien."

Dienstag, 17. April 2012

Hexenküche

Als Element des Teufels spielt das Feuer in Goethes "Faust" eine wichtige Rolle. Folgenden Regieanweisungen ist zu entnehmen, dass auch in der Szene Hexenküche das Feuer von zentraler Bedeutung ist: "Auf einem niedrigen Herde steht ein großer Kessel auf dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die Höhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten." oder "Der Kessel, welchen die Kätzin bisher außer Acht gelassen, fängt an überzulaufen; es entsteht eine große Flamme, welche zum Schornstein hinausschlägt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrei heruntergefahren."
Die Hexenküche stelle ich mir persönlich als eine dunkle Höhle vor, in der das Feuer die einzige Lichtquelle darstellt. Somit verbinde ich mit der Hexenküche die Farbe rot, da durch den rötlichen Feuerschein auch alle erleuchteten Gegenstände einen rötlichen Touch bekommen.

Auerbachs Keller

Zu Beginn von Szene acht dachte ich, dass Mephistoteles mit Faust Auerbachs Keller aufgesucht hat, um ihm zu zeigen wie gesellig, unbeschwert und leicht zufrieden zu stellen andere Menschen sind. Doch als Mephistoteles in der Gaststube aus den Tischen Wein liefen ließ und bei Vergießen eine Stichflamme erzeugte,schien mir die Funktion der achten Szene eher in einer Machtdemonstration Mephistoteles zu liegen. Sicherlich wollte Mephistoteles Faust gegenüber seine Macht demonstrieren aber auch die vier Kneipengäste verängstigen. Womöglich wird es im Verlauf der Tragödie noch einmal zu einer Begenung zwischen den Herrn Frosch, Siebel, Altmayer, Brander und Mephistoteles kommen. Diese Vermutung entnehme ich zum Beispiel Vers 2301, in dem Mephistoteles die Männer warnt: "Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer."

Montag, 16. April 2012

Studierzimmer II

Goethes Kleinanzeigen


DER TEUFEL (S. 47)
Biete
Ich biete mich an, auf Erden Fausts Diener und Gefährte zu sein, damit er es besser unter den abscheulichen Menschen aushält!
Suche
Im Gegenzug soll Faust mein Diener in der Hölle sein!


FAUST (V. 1692-1706)
Suche
Selbstzufriedenheit, Müßiggang, Leidenschaft

Biete nach Erfüllung meines Gesuchs
mein Leben!

Was passiert im Studierzimmer I ?

DrudenfußDu weißt nicht, was ein
  Drudenfuß ist? Klick hier!

In Szene 6 hat Faust den schwrazen Pudel zu sich mit nach Hause genommen. Faust scheint sehr tierlieb zu sein (z.B. "Es reget sich die Menschenliebe,...", V.1184), weshalb die Anwesenheit des Pudels ihn in eine heitere Stimmung versetzt ("...fängt....Hoffnung wieder an zu blühn;...", V.1199/1200). Des weiteren fällt auf, dass Faust den Umgang mit Hunden gewohnt sein muss, da er den Pudel zur rechten Zeit ermahnt (z.B. "Sei ruhig, Pudel! Renne nicht hin und wieder!", V.1186).
Faust beginnt mit der Überstzung des Neuen Testaments, um so dem Göttlichen nahe zu sein und ermahnt sich immer wieder die Worte mit bedacht zu wählen (V. 1215-1237). Es dauert nicht lange, bis "aus dem Pudel" ein dunkler Geist namens Mephistopheles aufsteigt (V. 1247 ff.). Mephistoteles und Faust treten alsbald in einen Dialog, indem Faust Mephistoteles nach seinem Namen fragt, um ihn besser begreifen zu können. Mephistoteles beschreibt sich als den "Geist der stets verneint" und als "ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Der Teufel Mephistoteles will das Leben auslöschen, sein Element ist das Feuer und er hat Angst vor einem aufgezeichneten "Drudenfuß". Desweiteren erfährt der Leser, dass Gespenster und der Teufel Räume immer durch die Öffnung verlassen müssen, durch die sie eintraten (V. 1411/2). Somit ist der Teufel in Fausts Studierzimmer eingesperrt, da er als Pudel das Pentagramme passieren konnte - nicht aber als Geist. Als Faust Mephistoteles nicht gehen lassen will singen ihn die Geister, die sich vor seinem Arbeitszimmer befinden in den Schlaf (V. 1447-1505). Anschließend ruft der Teufel eine Ratte herbei, damit sie ihm ein Loch in die Tür nagt, sodass er entschwinden kann (V. 1512 ff.). Die Szene endet damit, dass Faust aus seinem Traum wieder erwacht und fetstellen muss, dass er erneut von den Geistern betrogen worden ist.